Die Zweite Liga war kein Abstieg

Publish date: 2024-10-29

Alex­ander Baum­jo­hann, stimmt es, dass Sie vom bra­si­lia­ni­schen Fuß­ball schwärmen?
Der Bezug zu Bra­si­lien ist schon groß, meine Frau ist Bra­si­lia­nerin, wir sind etwa alle sechs Monate dort, in Belo Hori­zonte. Ich habe auch Kon­takt zu all den Bra­si­lia­nern, mit denen ich zusam­men­ge­spielt habe, Dante, Edu, Raf­inha oder Breno.

Was gefällt Ihnen am Fuß­ball in Bra­si­lien?
Es ist mehr Spek­takel als in Deutsch­land, es wird nicht so viel Wert auf Effek­ti­vität gelegt. Es geht in Bra­si­lien mehr darum, dass die Zuschauer aus­rasten, wenn zum Bei­spiel ein guter Trick gelingt.

Für wel­chen Klub würden Sie dort am liebsten spielen?
Wenn dann wohl bei Atle­tico Mineiro in Belo Hori­zonte, wo gerade Ronald­inho spielt. Meine Frau und ihre Familie schwärmen schon immer für den Verein, das Sta­dion ist nicht weit ent­fernt von ihrem Haus.

Und dann nehmen Sie Ansgar Brink­mann irgend­wann den Bei­namen Weißer Bra­si­lianer“ ab?
Ach, Quatsch, nein.

Ihr Lieb­lings-Bra­si­lianer auf dem Fuß­ball­feld?
Ganz früher Ronaldo, er war mit einer der besten Spieler, die es je gab. Und Ronald­inho, der hatte seine große Zeit, als ich Jugend­li­cher war. Heut­zu­tage ist Neymar der beste Bra­si­lianer, denke ich.

Kommen wir zu Ihnen: Wie konnte Sie Franco Foda zum Abstieg in die zweite Liga über­reden?
Für mich ist das gar kein Abstieg gewesen. Wichtig war mir, bei einer Mann­schaft zu spielen, die offensiv guten Fuß­ball bieten will, und nicht viel­leicht bei einem Erst­li­gisten, der nur hinten drin steht. Der Trainer hat mir gesagt, dass er auf der Zehn mit mir plant, das war der wich­tigste Aspekt.

Sie wech­selten erst Ende August. War es schwierig, sich in die Mann­schaft ein­zu­finden?
Nein, gar nicht. Viele Spieler kannte ich schon. Das ein­zige Pro­blem war viel­leicht, dass ich die Vor­be­rei­tung nicht kom­plett mit­ge­macht habe, das hat man am Ende der Hin­runde gemerkt. Jetzt habe ich einen Monat Zeit, mich auf die Rück­runde vor­zu­be­reiten.

Sie freuen Sich also auf die Schuf­terei im Trai­nings­lager?
Natür­lich. Die Vor­be­rei­tung ist ja dafür da, dass es härter wird. Außerdem hatte ich in der Ver­gan­gen­heit ja schon mal Trainer, bei denen es härter war als bei allen anderen. Mich kann da eigent­lich nichts mehr scho­cken.

Sie spielen auf Felix Magath an.
Wissen Sie, ich habe mir vor­ge­nommen, nie wieder über ihn zu reden.

Das klingt ver­bit­tert.
Nein, nicht ver­bit­tert, aber ich will ein­fach nicht nach­treten oder den Ein­druck erwe­cken, schlecht über ihn zu reden.

Dann lassen Sie uns über diese Saison reden: Lange punk­tete Lau­tern sehr sou­verän. Erst im letzten Hin­run­den­spiel gab es die erste Nie­der­lage, dann aber gleich drei hin­ter­ein­ander.
Das war natür­lich ärger­lich, denn alle Nie­der­lagen waren total unnötig. Wir hätten nach der ersten ein­fach kühlen Kopf bewahren und uns nicht von unserem Spiel abbringen lassen sollen.

Ver­stehen Sie die Fans, die von Ihnen als poten­zi­ellem Erst­li­ga­spieler Impulse gerade auch in der Krise erwarten? Erwarten Sie das selbst von sich?
Klar. Zum Ende der Hin­runde war mein Akku leer, ich hatte vorher auch nicht so viele Spiele hin­ter­ein­ander gemacht. Ich erwarte selber noch viel mehr von mir, die Fans auch. Ich bin sicher, dass es in der Rück­runde noch besser wird.

Warum klappt es mit dem Auf­stieg?
Weil wir genü­gend Qua­lität im Kader haben. Wir waren 16 Spiele unge­schlagen, wenn wir an diese Phase wieder anknüpfen, werden wir nächstes Jahr erste Liga spielen, egal ob über die Rele­ga­tion oder direkt über die ersten beiden Plätze. Denn auch die sind noch drin.

Ihr Ent­de­cker Jupp Heyn­ckes lobte Sie in jungen Jahren, Rudi Assauer nannte Sie gar den neuen Bal­lack. Einem Teen­ager tut so was selten gut…
Ich habe mich damals davon nicht beein­flussen lassen. Klar, Jupp Heyn­ckes hat mich von der B‑Jugend direkt hoch­ge­zogen, ich habe mit 16 Jahren meinen Pro­fi­ver­trag unter­schrieben. Ich habe mich da aber gar nicht mit befasst.

Den­noch bringt so etwas natür­lich auch viel mediale Auf­merk­sam­keit mit sich.
Es war sicher­lich etwas ganz Neues, aber ich hatte die rich­tigen Leute an meiner Seite.

Ihr Trainer in Glad­bach, Jos Luhukay, sprach Ihnen Pro­fes­sio­na­lität und Ernst­haf­tig­keit“ ab.
Es ist immer ein­fach, solche Dinge unbe­dacht über jemanden zu sagen. Aber auch bei ihm habe ich am Ende gespielt. Die­je­nigen, die so über mich denken, können ihn ja gerne fragen. Ich hatte nie irgendwo ein Pro­blem, habe mir nie etwas zuschulden kommen lassen.

Mit 22 gingen Sie zu den Bayern, dabei ist dort sogar schon manch gestan­dener Profi geschei­tert. Haben Sie sich selbst zu viel zuge­mutet?
Gar nicht. Als ich unter­schrieben habe, war eine ganz andere Situa­tion. Jürgen Klins­mann war noch Trainer, alles war ganz anders geplant. Dann war plötz­lich Louis van Gaal da, der ließ ein anderes Spiel­system spielen. Der Trainer kannte mich gar nicht und er machte mir früh klar, dass er mich nicht geholt hatte und nicht auf mich setzt.

Nach außen wirkte er sehr knorrig, bis­weilen feind­selig. Was war van Gaal für ein Trainer?
Total ehr­geizig, er wollte immer gewinnen. Man kann ihn sicher ein biss­chen mit José Mour­inho ver­glei­chen. Er hat sich dann auch mit einigen Spie­lern ange­legt, aber ich bin sicher­lich der Fal­sche, das zu beur­teilen.

Ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Okay, da bin ich 30. Auf jeden Fall noch im Pro­fi­fuß­ball. Mehr will ich nicht sagen, man weiß ja nie, was pas­siert.

Sind Sie Hans Sarpei eigent­lich noch böse?
Ich war ihm doch nie böse. Das mit dem Tweet war doch nur Spaß (Im Sommer 2011 schrieb Sarpei auf Baum­jo­hanns Frage Gibt es was Neues auf Schalke?“ zurück: Ja, du sollst nach Wolfs­burg“, wo Felix Magath Trainer war. Baum­jo­hanns Ant­wort: Damit macht man keinen Spaß. Das ist nicht lustig“, d. Red.). Es freut mich, dass er auch durch mich so zu Ruhm gekommen ist und dass es jetzt mit der zweiten Schiene so gut klappt. Vorher kannte man ihn ja nur als Fuß­baller. Nein, nein, wir sind gute Freunde.

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